Die Zukunft unser Freiwilligen Feuerwehr oder die Frage danach, wie viel Schutz kann oder will sich eine Gemeinde leisten?

(c) Feuerwehr Pentling

Gedanken über die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren

Wenn man landauf und landab den Diskussionen über die Kosten für Freiwillige Feuerwehren an Stammtischen und in den kommunalen Parlamenten zuhört, stellt sich vielen Feuerwehrleuten die Frage, „Warum engagiere ich mich eigentlich in der Feuerwehr?“

„Gute Frage“!

Doch was und wie sollte man diesen Kritikern antworten, um denn vermeintlich „gut“ informierten Mitbürgern und Volksvertretern die eigentliche Tatsachen vor Augen zuführen. Vielleicht folgendes:

– In der BRD gibt es 14.000 selbstständige Gemeinden, davon haben nur rund 100 eine Berufsfeuerwehr.

– Unter dem Schutzschirm dieser Profis lebt ca. 1/3 der Gesamtbevölkerung. Diese 100 Berufsfeuerwehren (BF) beschäftigen 25.600 Feuerwehrbeamte, werden aber zusätzlich von ca. 80.000 freiwilligen Feuerwehrleuten unterstützt, um ihre Aufgaben bei größeren Schadenslagen erfüllen zu können. Für diesen Schutz entstehen jährlich rund 1,75 Milliarden Euro Kosten.

– 2/3 der Bevölkerung stehen unter dem Schutz von ca. 1,3 Millionen freiwilliger und ehrenamtlicher Feuerwehrmänner und Frauen. Diese werden durch 6.500 hauptamtliche Kräfte (Gerätewarte usw.) unterstützt. Dieser Schutz kostet die Allgemeinheit nur ca. 1/2 Milliarde Euro.

Wenn man diese Kosten vergleicht, ist der ökonomische Aspekt der Freiwilligen Feuerwehr unübersehbar. Auf den Einwohner umgerechnet ergibt das gemittelte Kosten pro Einwohner von:

     60 Euro bei einer Berufsfeuerwehr
     10 Euro bei einer Freiwilligen Feuerwehr
     30 Euro bei einer Freiwilligen Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften.

Spätestens jetzt kommt dann das Argument: „Die Berufsfeuerwehren fahren aber doch mehr Einsätze“. Richtig muss man da sagen, es werden pro 1.000 Einwohner bei einer BF 16 Einsätze gezählt, bei einer Freiwilligen Feuerwehr nur acht Einsätze. Man sollte jedoch anmerken, dass bei einer Berufsfeuerwehr im Durchschnitt eine um das Sechsfache höhere Fehlalarmquote (Brandmeldeanlagen) vorliegt.

Wollte man einen vergleichbaren Schutz aufbauen, den die ehrenamtlich organisierten Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr bieten, müsste man von einer Hilfsfrist von 10 Minuten ausgehend, rund 2.300 Berufsfeuerwehrwachen bauen. Dies ergibt sich aus dem Schutzbereich einer Wache der rund sieben km im Radius beträgt ( = 154 km²).

Jede dieser Wache müsste mindestens mit zehn Berufsfeuerwehrleuten für den ersten Zugriff besetzt werden. Da diese rund um die Uhr arbeiten müssen, ergibt sich ein Personalfaktor von 5,5 pro Einsatzkraft. Das wären 125.000 Berufsfeuerwehrbeamte, die rund 50.000 Euro pro Person im Jahr kosten und damit dann 6,25 Milliarden Euro Personalkosten verursachen würden – ohne jetzt auch noch über Sachkosten, Wachenunterhalt und sonstiges zu reden. Können / wollen wir uns das leisten?

 

Warum diese Ausführung?

Die Freiwilligen Feuerwehren geraten immer mehr in ein Spannungsfeld zwischen Anforderung und Realität. Die Einsatzzahlen steigen schon seit Jahren stetig, aber die Aktivenzahlen sinken. Die Belastung des Einzelnen wächst! Nicht nur die Einsatzzahlen sind hier entscheidend. Der Feuerwehrmann und die Feuerwehrfrau müssen sich ständig weiterbilden, Übungen absolvieren, um fit für den Einsatz zu sein.

So entsteht für jeden eine hohe zeitliche Belastung. Freiwillige Feuerwehren mit mehr als hundert Einsätzen pro Jahr gibt es immer mehr und Sie versuchen alle, eine qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten! Wer honoriert das, wer unterstützt diese Männer und Frauen?

Viele Dinge stimmen die Feuerwehrleute derzeit recht nachdenklich denn …

– unsere von der Vollkaskomentalität geprägte und umfassende Hilfe des Staates erwartende Gesellschaft macht sich keine Gedanken, ob eine Feuerwehr ausreichend Personal und funktionelles Gerät hat

– wenn das Feuerwehrgerätehaus erweitert, oder nach zwanzig und mehr Jahren ein neues Feuerwehrfahrzeug beschafft werden muss, dann ist die Diskussion um die Notwendigkeit oftmals sehr heftig.

– doch viele ländliche Feuerwehren in Bayern haben aber auch heute noch kein Feuerwehrfahrzeug, sondern rücken mit einem Anhänger, der durch Muskelkraft oder mit einem privat gestellten Traktor gezogen wird, zu Einsätzen aus! Von diesen Anhängern gibt es derzeit noch immer 2.926 Stück in Bayern!

– in den letzten Jahren gingen bundesweit die Aktivenzahlen zurück, und es stellen sich vielerorts die Fragen:

     * Sind die Feuerwehren, insbesondere in den Pendlergemeinden, noch tagesalarmsicher?
     * Können die Feuerwehren die gesetzliche Vorgabe einer dreifachen Besetzung der Fahrzeuge noch sicherstellen?
     * Gehen die öffentlichen Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran und stellen Ihr Personal ohne Probleme für Einsatz und Ausbildung frei?
     * Finden sich auch künftig noch genug Verantwortliche für Führungspositionen wie z. B. Kommandant, Jugendwart?

Diese Fragen sollten sich nicht nur die Verantwortlichen in den Feuerwehren, sondern auch die Entscheidungsträger in den Kommunen und der Politik stellen.

Die Feuerwehr wird bei entsprechenden Anlässen immer als die älteste Bürgerinitiative dargestellt, doch wir legen Wert darauf, dass wir keine Bürgerinitiative „gegen etwas“ sondern eine Bürgerinitiative „für etwas“, nämlich für eine schnelle und sachkompetente Hilfe in Notfällen, sind.

Doch wer hilft der Freiwilligen Feuerwehr?

Sonntagsreden helfen hier bestimmt nicht weiter.

„Handeln statt reden“ sollte deshalb die Devise unserer Politiker und insbesondere der immer alles besser wissenden Stammtischler und Bordsteinkommandanten lauten!